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Zugferd 2.0 endlich veröffentlicht - und nun?

Editorial des Email-Newsletters 03-2019 vom 03.04.2019

(03.04.2019)

Gerhard Schmidt

Gerhard Schmidt
Gerhard Schmidt ist Chefredakteur von rechnungsaustausch.org

 

„Mit dem neuen Zugferd-Format wird die elektronische Rechnung in Zukunft große Akzeptanz seitens der Unternehmen und öffentlichen Verwaltung erfahren.“ Prognostizierte das Forum elektronische Rechnung Deutschland (Ferd) im Jahr 2013. Vor sechs Jahren! Eine halbe Ewigkeit in Zeiten digitaler Transformation.

Medienbruchfreie Rechnungsprozesse, das ist das Versprechen von Zugferd. Konnte Zugferd das Versprechen in den letzten Jahren einlösen? Rechnen wir einmal. Angenommen 5% aller deutschen Unternehmen (eine äußerst kühne Annahme!) verschicken Zugferd-Rechnungen und 5% aller Unternehmen können Zugferd-Rechnungen verarbeiten, dann haben wir in 0,25% aller Fälle einen medienbruchfreien Rechnungsaustausch dank Zugferd, bzw. in 99,75% aller Fälle keinen. Eine Erfolgsbilanz nach sechs Jahren?

Kommt mit Zugferd 2.0 nun mehr Dynamik? Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Wurde doch bei Zugferd 2.0 der moderne Begriff der elektronischen Rechnung (eine Rechnung aus strukturierten Daten), wie er Zugferd 1.0 zugrunde lag und sich in der europäischen Norm und im deutschen E-Rechnungs-Gesetz wiederfindet, abgeschafft und durch einen reaktionären ersetzt. Bei Zugferd 2.0 fällt nun auch  – so wie es ganz früher einmal war  –  eine reine PDF-Rechnung unter den Begriff elektronische Rechnung.

Das muss auch so sein, denn nicht jede Zugferd 2.0-Rechnung ist eine hybride Rechnung, so wie das bei Zugferd 1.0 noch der Fall war. Jetzt gibt es auch Zugferd-Rechnungen, bei denen das XML keine vollständige Rechnung ist, sondern lediglich eine Buchungshilfe.

Darüber hinaus wurden die drei Profile von Zugferd 1.0 aufgeblasen zu 5 Profilen, die jeweils auf drei (bei Buchungshilfen nur zwei) Arten verschickt werden können: XML im PDF eingebettet, XML und PDF als separate Dateien, XML ohne PDF (nicht bei Buchungshilfen). Somit hat Zugferd 2.0 nun 13 mögliche Ausprägungen.

Damit entpuppt sich auch die Aussage des Ferd, Zugferd 2.0 sei „ ... kompatibel zur Europäischen Norm EN 16931, die einen europäischen Standard für die Struktur einer elektronischen Rechnung festlegt.“ als platte Verkürzung. Fakt ist: 10 der 13 möglichen Ausprägungen von Zugferd 2.0 entsprechen keinesfalls der europäischen Norm, da ihr semantisches Datenmodell mehr oder weniger Daten enthält als das der Norm.

Mein Fazit: Die digitale Transformation hat Zugferd überrollt. Statt den schnellen Weg weg von der analogen, bildhaften Rechnung zu weisen, soll mit Zugferd 2.0 die analoge Rechnung möglichst lange konserviert werden. Modell für eine konsequente digitale Transformation des Rechnungsaustauschs ist heute  –  neben den meisten anderen europäischen Ländern – die öffentliche Verwaltung (insbesondere auf Bundesebene) mit XRechnung.

Ihr Gerhard Schmidt

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