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Verwaltung zeigt sich (zu?) ambitioniert

Editorial des Email-Newsletters April 2017 vom 26.04.2017

(26.04.2017)

Gerhard Schmidt

Gerhard Schmidt
Gerhard Schmidt ist Chefredakteur von rechnungsaustausch.org

 

Das sind schon ganz schön dicke Bretter, die die öffentliche Verwaltung bohren muss, um in Kürze der von der EU vorgegebenen Pflicht nachzukommen, Rechnungen aus genormten strukturierten Daten entgegenzunehmen zu können. Einen Eindruck davon gab die erste öffentliche Präsentation des Architekturkonzepts E-Rechnung während der Cebit. Die Verwaltung zeigt sich ambitioniert. Wenn sie schon spät in den elektronischen Rechnungsaustausch einsteigt, dann gleich richtig. Dann will sie nur strukturierte Rechnungsdaten angeliefert bekommen, kein Papier mehr, auch kein PDF. Was die bürokratischen Mühlen in Bund, Ländern und Kommunen aus diesem Vorsatz machen werden, wird sich zeigen.

xRechnung soll das Format heißen, das die Verwaltung für Rechnungen zur Pflicht machen will. Aber wir haben doch schon seit Jahren Zugferd! Wie passt das zusammen? Wenn Namen Schall und Rauch sind, und wir einmal den Rauch verziehen lassen, dann sehen wir, dass xRechnung und Zugferd gar nicht im Widerspruch zueinander stehen. Beide basieren auf dem Rechnungsdatenstandard, den die europäische Standardisierungsorganisation CEN in diesem Jahr noch veröffentlichen wird. Dieser erlaubt in geringem Maße nationale Anpassungen. Diese Möglichkeit will die Verwaltung auch für xRechnung nutzen. Das Forum elektronische Rechnung Deutschland (Ferd) hat für Zugferd geplant, die europäische Norm als Profil „Comfort" direkt in die Zugferd-Version 2.0 zu übernehmen. Noch ist weder xRechnung noch Zugferd 2.0 veröffentlicht. Das wird sich in den wenigen Details zwischen xRechnung und Zugferd, wo sich Abweichungen ergeben könnten, schon noch einrütteln. Identisch werden xRechnung und Zugferd aber nicht werden. Denn mit Zugferd soll die digitale Transformation von Geschäftsprozessen über den Gegenstandsbereich von xRechnung hinaus weiter vorangetrieben werden: Mehr strukturierte Daten im Profil „Extended", mehr Dokumente (Bestellung etc.) mit strukturierten Daten als nur die Rechnung.

Und dann kennt Zugferd ja noch das Konzept der hybriden Rechnung: den strukturierten Daten im XML-Format wird die Rechnung zusätzlich im von jedem Empfänger lesbaren PDF-Format mitgegeben. Auf das PDF legt die öffentliche Verwaltung in ihrem ambitionierten Architekturkonzept überhaupt keinen Wert. Doch so mancher städtische Eigenbetrieb, der in der Digitalisierung seiner Prozesse kein so forsches Tempo vorlegen kann wie der Bund, wird froh sein, wenn er mit den strukturierten Daten erst einmal noch ein PDF mitgeliefert bekommt.

Kann es sich ein Hersteller von Fakturasoftware leisten, xRechnung/Zugferd nicht zu implementieren? Ja, wenn seine Kunden keine Geschäfte mit dem Staat machen. Und so wird wohl auch Haufe-Lexware (siehe Leserbrief) demnächst Fakturasoftware für xRechnung/Zugferd anbieten.

Ihr Gerhard Schmidt

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