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Interview mit dem neuen Leiter des Ferd Ivo Moszynski

(10.07.2018)

Seit April 2018 leitet Ivo Moszynski das Forum elektronische Rechnung Deutschland (Ferd). rechnungsaustausch.org sprach mit ihm über seine Motivation für dieses eherenamtliche Engagement, seine Ziele im Ferd, Zugferd 2.0, die Herausforderungen der digitalen Transformation des Rechnungsaustauschs sowie dessen Stand in Deutschland.

Was war Ihre Motivation, sich um die Leitung des Ferd zu bewerben?

Ich beschäftige mich mit dem Thema E-Rechnung schon seit vielen Jahren und sehe, dass gerade in der letzten Zeit das Thema stark an Bedeutung gewonnen hat. Insofern nimmt die Nachfrage nach einer zentralen Instanz, die fachliche Fragestellungen des Marktes aufnehmen und beantworten kann, weiter zu. Das Ferd ist ja in seiner Ursprungsidee genau das. Von daher war mir und auch vielen anderen Forumsteilnehmern die Reduzierung der Komplexität des elektronischen Rechnungsaustauschs auf die Frage „Welches Format ist das Richtige?“ in den letzten Jahren zu wenig.

Welche Rolle soll das Ferd künftig spielen?

Wir wollen uns im Ferd zukünftig wieder stärker mit allen Fragen rund um die elektronische Rechnung beschäftigen. Das Ferd ist gewissermaßen ein Schmelztiegel für die fachlichen Anforderungen, aber auch ein Katalysator für die weitere Entwicklung der E-Rechnung. Wir haben ja im Ferd den Vorteil, dass wir die relevanten Ministerien, sowie die Wirtschaftsverbände an Bord haben, hier gilt es den Dialog zwischen Wirtschaft und Verwaltung weiter zu fördern. Das Forum bietet eine Plattform auf der die öffentliche Verwaltung konkrete Vorhaben mit Wirtschaftsvertretern abstimmen kann.

Welchen Aufgaben stehen für Sie im Ferd (zunächst) im Mittelpunkt?

Im ersten Schritt wollen wir die Strukturen des Ferd stärker an die Geschäftsordnung der AWV anpassen und somit noch mehr Transparenz im Rahmen der Facharbeit gewährleisten. Parallel führen wir seit Ende letzten Jahres die Diskussion, welche strategische Neuausrichtung, bzw. Rückbesinnung auf die ursprüngliche Grundidee des Ferd wir benötigen. Dieser Impuls kam maßgeblich von den Mitgliedern. Zusammen mit meinem Kollegen Stephan Greulich haben wir bei Datev die Anregungen aufgenommen und daraus einen Entwurf für ein Strategiepapier entwickelt, welches vom Plenum grundsätzlich mitgetragen wird. Jetzt gilt es eine fachliche Roadmap für die nächsten Jahre auszuarbeiten. Hierzu wird es im Herbst einen Arbeitsworkshop geben. Aktuell beschäftigen wir uns außerdem mit der Fertigstellung von Zugferd 2.0.

Worin sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen bei der digitalen Transformation des Rechnungsaustauschs?

Kurz gesagt: Bei der E-Rechnung geht es nicht nur um die elektronische Abbildung eines Dokuments, sondern um die Digitalisierung der Geschäftsprozesse. Hierfür gibt es sicherlich mehrere Erfolgsfaktoren. Primär lässt sich feststellen, dass der Erfolg der E-Rechnung maßgeblich vom Digitalisierungsgrad der Beteiligten abhängt. Insbesondere der Empfänger von Rechnungen muss einiges tun, um intern auch E-Rechnungen entgegennehmen und verarbeiten zu können. Dies betrifft nicht nur die technische Interpretation der Daten, sondern auch die Erfüllung der Compliance-Anforderungen der Finanzverwaltung. Wenn der Empfänger nicht mit E-Rechnungen umgehen kann, wird er diese auch nicht akzeptieren. Gerade die kleineren und mittleren Unternehmen müssen wir hier abholen. Da spielt Datev mit den Steuerberatern natürlich eine wichtige Rolle. Der Empfänger muss nicht nur ein IT-Projekt stemmen, sondern er muss darüber hinaus die Anforderungen an ein abteilungsübergreifendes Organisationsprojekt erfüllen. Arbeitsabläufe verändern sich, neue Software muss eingeführt werden, Mitarbeiter geschult, neue rechtliche Anforderungen berücksichtigt werden. Und dann noch die Abstimmung mit Kunden und Lieferanten. Hier kommt einiges zusammen.

Wann wird das Ferd das Format Zugferd 2.0 veröffentlichen?

Wie schon gesagt, dies hat neben der strategischen und organisatorischen Neuausrichtung des Ferd Priorität. Leider sind einige Fragen zur Lizenzproblematik der CEN Norm und zur Pflege des Standards noch nicht abschließend geklärt. Darüber hinaus müssen wir eine belastbare Lösung etablieren, wie Zugferd dauerhaft gepflegt und weiterentwickelt werden kann. Durch eine reine ehrenamtliche Arbeit können wir dies nicht gewährleisten. Von daher prüfen wir derzeit verschiedene Optionen, wie der Maintenance-Prozess professionell unterstützt werden könnte. Mein Ziel ist es, dass wir jetzt zeitnah die offenen Themen konsolidieren und eine Roadmap für die Veröffentlichung von Zugferd 2.0 erstellen. Sobald dies abgeschlossen ist, kann ich Ihnen auch einen konkreten Termin nennen.

Was passiert eigentlich mit Zugferd 1.0?

Auch diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt. Meiner Meinung nach brauchen wir hier ein Migrationsszenario, da es ansonsten zu noch mehr Verwirrung am Markt kommen wird. Welchen Vorteil sollen zwei verschiedene Versionen von Zugferd dem Markt bieten? Das lässt sich m.E. am Ende nicht mehr sinnvoll vermitteln.

Welche Rolle wird Zugferd 2.0 zukünftig im Verhältnis zur europäischen Norm für die Kernelemente einer Rechnung und deren nationaler Ausprägung XRechnung spielen?

Zugferd 2.0 liefert die Methode und Technik EN16931-konforme branchenspezifische Erweiterungen auf der Grundlage des Supply Chain Reference Data Model von UN/CEFACT zu bilden. Hierfür sind die Zugferd-Experten aktiv in der europäischen und internationalen Standardisierung engagiert. Das in Zugferd definierte hybride Format unterstützt darüber hinaus Rechnungsempfänger, die heute noch nicht in der Lage sind, strukturierte Daten zu verarbeiten. Dies sind insbesondere KMU und Verbraucher.

Welche Wünsche haben Sie an die Wirtschaft und die öffentliche Verwaltung zur Förderung des elektronischen Rechnungsaustauschs?

Mein Ziel ist es, dass die Wirtschaft aber auch die öffentliche Verwaltung wieder enger zusammenarbeiten und im Blick behalten, dass der flächendeckende Erfolg des elektronischen Rechnungsaustauschs maßgeblich nur funktionieren kann, wenn wir die unterschiedlichsten Anforderungen aus verschiedensten Branchen berücksichtigen. Neben den internen Anforderungen der Unternehmen und der Verwaltung an die Rechnungserstellung und -verarbeitung stellen die externen Rahmenbedingungen wie beispielsweise Zugferd, XRechnung, CEN Norm, Cius und Extensions, hybride Rechnungen, Portaltechnologien schon einiges an Herausforderungen. Meines Erachtens benötigen wir einfache Lösungen für die Wirtschaft, müssen aber auch akzeptieren, dass es für Rechnungssteller und -empfänger immer unterschiedliche Anforderungen an die elektronische Rechnung gibt und geben wird. Sie sehen, das ist eine Gratwanderung. Das FeRD wird versuchen diesen Prozess bestmöglich zu unterstützen, so dass sich Rechnungssteller und -empfänger zumindest über Formate und Übertragungsmöglichkeiten so wenig Gedanken machen müssen wie möglich und sich somit auf ihre jeweiligen Kernkompetenzen konzentrieren können.

Herzlichen Dank für das Interview!

(Das Interview führte Gerhard Schmidt)

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